Polonia, gemeinsam cool! – Polski jest cool!
Nach der erfolgreichen Premiere in Berlin im Jahr 2024 fand die zweite Ausgabe der Polonia-Konferenz am 12. und 13. Juli 2025 in Nordrhein-Westfalen statt. Der Austragungsort hätte kaum passender gewählt werden können: das bekannte Restaurant Gdańska in Oberhausen, das längst nicht nur für exzellente polnische Küche steht, sondern auch als Ort kultureller Begegnung und identitätsstiftender Veranstaltungen gilt. Seit Jahren ist das Gdańska ein zentraler Treffpunkt der deutsch-polnischen Community. Mit seinen Konzerten, Lesungen, Diskussionsrunden und Folkloreabenden ist es zu einer Institution für Polonia-Kultur in NRW geworden. Jede Veranstaltung hinterlässt Spuren in den Räumen – Poster, Bilder, Dekorationen –, sodass das Restaurant wie ein lebendiges Archiv der deutsch-polnischen Geschichte wirkt.
Die Konferenz knüpfte an die Debatten des Vorjahres an, vergrößerte aber ihren Radius. Vertreterinnen und Vertreter aus Wissenschaft, Politik, Bildung und Kultur trafen auf Vereinsaktive, Jugendliche und Lehrkräfte, die alle ein gemeinsames Ziel einte: die polnische Sprache in Deutschland sichtbarer, populärer und attraktiver zu machen.

Abbildung 1: Podiumsdiskussion „Mut zur Mehrsprachigkeit – die neue Situation der polnischen Sprache in Deutschland seit der Gründung von KoKoPol/IRJP“ v.l.n.r.: Fabian Rhiel, DPG Köln-Bonn; Joanna Elies, Lehrerin & Pädagogin;Anna-Maria Schäfer, Opernakademie Hamm e.V.; Katrin Matusik, POLDEH e.V. Braunschweig; Joanna Maschke, WIR Hamburg e.V.; Marta Krajewska, Gmina Polska Piast e.V.; Liliana Barejko-Knops, Verein der Polnischlehrer und Pädagogen e.V.
Ein Höhepunkt war die Podiumsdiskussion „Mut zur Mehrsprachigkeit – die neue Situation der polnischen Sprache in Deutschland seit der Gründung von KoKoPol/IRJP“. Die Podiumsteilnehmerinnen und -teilnehmer beleuchteten die Lage aus unterschiedlichen Perspektiven. Jugendliche und junge Erwachsene betonten, dass Polnisch in Deutschland heute viel sichtbarer ist als noch vor einigen Jahren. Immer mehr von ihnen bekennen sich offen zu ihrer Mehrsprachigkeit und sehen die polnische Sprache nicht länger als Belastung, sondern als Chance und Identitätsressource. Viele junge Menschen mit polnischen Wurzeln lernen Polnisch neu oder nutzen es selbstbewusst im Alltag.
Die Vereinsvertreterinnen und -vertreter machten jedoch deutlich, dass trotz dieser positiven Tendenzen strukturelle Probleme bestehen. Noch immer fehlt es an außerschulischen Lernangeboten, an regulärem Schulunterricht in Polnisch und an einer gesellschaftlichen Gleichstellung mit anderen etablierten Fremdsprachen wie Französisch oder Italienisch. Einig war man sich darin, dass es nicht ausreicht, wenn Polnisch nur in Familien mit Herkunftsbezug gepflegt wird. Damit Polnisch langfristig eine attraktive Bildungssprache wird, muss es offen für alle Interessierten sein, unabhängig vom biografischen Hintergrund. Besonders hervorgehoben wurde in diesem Zusammenhang die Rolle von KoKoPol/IRJP, das in den vergangenen Jahren Strukturen geschaffen hat, um Polnisch dort zu fördern, wo es bislang kaum sichtbar war. Durch Projekte und Netzwerke gelingt es, in vielen Gemeinden Unterricht zu organisieren, wenn die Schulämter keine Angebote machen. Ein zentraler Punkt der Diskussion war außerdem die Qualifizierung von Lehrkräften im Bereich des Herkunftssprachlichen Unterrichts. Ohne gut ausgebildete Lehrerinnen und Lehrer, so der Tenor, drohe die Förderung ins Leere zu laufen.
Die Konferenz bot neben den Fachinhalten auch Raum für Kultur, Begegnung und Gemeinschaftserlebnisse. Das Abendprogramm im Gdańska zeigte eindrucksvoll, wie Sprache, Musik und Tanz Menschen verbinden können. Besonders die Aufführung des polnischen Folkloretanzes Krakowiak sorgte für Begeisterung und überraschte viele Teilnehmende durch ihre mitreißende Energie und Lebensfreude. Die Atmosphäre war offen, freundlich und inspirierend. Viele Vereine nutzten die Gelegenheit, ihre Arbeit vorzustellen, Netzwerke zu knüpfen und gemeinsame Projekte zu planen. Vertreterinnen und Vertreter aus Hamburg, Köln, Braunschweig, Düsseldorf und vielen weiteren Städten signalisierten, dass die Polonia in Deutschland über enormes Potenzial verfügt – vorausgesetzt, es gelingt, dieses Potenzial durch Kooperation und Professionalisierung zu bündeln.
Am Ende der Konferenz stand die Erkenntnis, dass Polonia die Verbreitung der polnischen Sprache in Deutschland nur gemeinsam erreichen kann. Das Ziel lässt sich nur verwirklichen, wenn die Zusammenarbeit zwischen Vereinen, Schulen und Institutionen verbessert, die Vereinsarbeit professionalisiert und die Finanzierung auf eine langfristig stabile Grundlage gestellt wird. Ebenso wichtig ist es, Polnisch in der deutschen Gesellschaft stärker sichtbar zu machen und die Sprache nicht nur auf den Status einer Herkunftssprache zu beschränken, sondern sie als Bildungs-, Wirtschafts- und Kultursprache zu etablieren.
Die Polonia-Konferenz 2025 in Oberhausen war damit nicht nur ein Forum für Austausch und Diskussion, sondern auch ein Meilenstein für die Zukunft der polnischen Sprache in Deutschland. Sie hat gezeigt, dass Stolz auf Mehrsprachigkeit, kulturelle Energie und organisatorische Professionalität Hand in Hand gehen können. Die vielen neuen Impulse und Netzwerke, die in Oberhausen entstanden sind, sind ein starkes Signal: Die Polonia in Deutschland ist bereit, Verantwortung zu übernehmen und mutig in die Zukunft zu gehen.























